Theater

Nur Ruhe

Details

Posse mit Gesang in drei Akten
von Johann Nestroy

Premiere, Sonntag, 10. April 2005

Schafgeist, ein erfolgreicher Unternehmer, will sich an seinem 55. Geburtstag zur Ruhe setzen und sein Geschäft seinem Neffen übergeben. Sein Herzenswunsch lautet „Nur Ruhe!“. Aber das schreckliche Gegenteil tritt ein. Fremde bemächtigen sich des Haushalts, ein teuflischer Knecht zieht ihn in ein Intrigennetz, eine zweifelhafte Schönheit bringt den Neffen um seinen Verstand. Eine der weniger oft gespielten Possen, trotz aller Lustigkeit auch auf eine unterschwellige, fast ungreifbare Art ziemlich böse. Hier nimmt Nestroy niemanden und nichts aus seiner bitter-schwarzen Weltsicht aus.
 

Nur ruhe!

Fritz Hammel, Wolfgang Hübsch, Piroska Szekely, Rolf Schwab

Anton Schafgeist: Toni Böhm
Heinrich Splittinger: Christoph Zadra
Herr von Hornissl: Uwe Falkenbach
Frau von Hornissl: Erika Mottl
Peppi, beider Tochter: Gertrud Drassl
Laffberger: Florian Teichtmeister
Madame Groning: Cornelia Lippert
Syndicus Werthner: Peter Vilnai
Franz Walkauer: Fritz Hammel
Sanfthuber: Rolf Schwab
Rochus Dickfell: Wolfgang Hübsch
Leocadia, seine Ziehtochter: Piroska Szekely
Frau Schiegl: Gabriele Schuchter
Klecks, Amtsschreiber: Alfred Rupprecht
Patzmann, Dorfchirurg: Werner Prinz

Inszenierung: Michael Kreihsl
Bühne: Bernhard Kleber
Kostüme: Mimi Zuzanek
Musikalische Einstudierung: Otmar Klein
 
 
 

Pressestimmen

Johann Nestroy 

NUR RUHE!

 
Michael Kreihsls Arbeit wurde zum präzisen, gnadenlos komischen Theaterereignis. Das Stück ist weniger eine Posse als eine scharfe satirische Analyse menschlicher Schwächen und Charakterfehler. Man merkt, dass Kreihsl im Film zuhause ist – so arbeitet er mit grellem Slapstick, der aber nie klamaukhaft  wirkt. Kreihsl nutzt auch die Drehbühne, jedoch nicht, um neue Schauplätze zu etablieren, sondern um wie mit der Kamera verschiedene Perspektiven zu ermöglichen (Bühne: Bernhard Kleber). Das Ensemble agiert stark und sehr diszipliniert, niemand geht hier auf die Jagd nach billigen Lachern. Wolfgang Hübsch gibt die Nestroy-Rolle des Rochus Dickfell – ein Ereignis! Dieser skrupellose Widerling ist so präzise unangenehm gezeichnet, dass man ihm seine Couplets (Musik: Otmar Klein) gar nicht abnehmen will. Toni Böhm spielt den ruhebedürftigen Unternehmer Schafgeist, dem alles wurscht ist, Hauptsache, man lässt ihn ang’lahnt. Sehr stark. Bemerkenswert auch Gerti Drassl als abgerichtete Tochter. Die zärtliche Szene zwischen ihr und ihrem schüchternen Verehrer – Fritz Hammel –  gelingt wunderbar, sie ist in all ihrer Unbeholfenheit sehr komisch und sehr berührend. Sehr stark spielen: Uwe Falkenbach und Erika Mottl (als Lästwanzen-Ehepaar Hornissl), Florian Teichtmeister (als Jung-Widerling Laffberger) oder Christoph Zadra als ungeschickter Jungunternehmer Splittinger. Ein ebenso unterhaltsamer wie kluger, makelloser Theaterabend.    Kurier
 
Star des Abends ist Toni Böhm als Schafgeist, ein kleiner Lear; so viel Ausdrucksvermögen, um in kleinen Gesten die Schlechtigkeit der Welt zu demonstrieren. Zu Höhepunkten schwingt sich Wolfgang Hübsch auf, wenn er einen wirklich miesen Charakter spielt, der in Ziehtochter Leocadia (Piroska Szekely) eine kongeniale Verbündete hat. Wenn er die Vorstadt-Blume ganz nebenbei unsittlich bedrängt, wirkt das unheimlich authentisch. Ein wechselhaftes, widerborstiges Stück.  Die Presse
 
Wolfgang Hübsch verleiht dem Rochus Dickfell die hinterfotzige Gefährlichkeit eines als Biedermann auftretenden Taktierers, der im richtigen Moment nach oben aufdringlich buckelt und gleichzeitig schon die nächste Intrige plant – eine rundum geglückte Nestroy-Figur. Toni Böhm als Schafgeist kämpft mit komischer Verbissenheit und Verzweiflung in einem irrwitzigen Katastrophenszenario um seine Ruhe. Jubel für die beiden Protagonisten.     Wiener Zeitung
 
„Nur Ruhe!“, ein sprachmächtiges Stück Menschheitsskepsis gerät dem Regisseur Michael Kreihsl zum rasenden Präzisionsspuk in ausnahmslos vorzüglicher Besetzung. Toni Böhm und Wolfgang Hübsch muss als Nestroy-Paar erst einer schlagen, Gerti Drassl, Fritz Hammel und die anderen erfreuen sehr.     News
Voller Erfolg für Nestroys rabenschwarze Posse. Toni Böhm brilliert in der Inszenierung von Michael Kreihsl. Leichte Unterhaltung mit Witz und tiefe Blicke in die rabenschwarze Bürgerseele: ein echter Nestroy – böse und menschlich zugleich.    Heute
 
Michael Kreihsl bringt Nestroys Qualitäten, die vor allem im Wortwitz und im Konstruieren wahnwitziger Situationen bestehen, zum Leuchten. Dieser Rochus Dickfell ist die Rolle für Wolfgang Hübsch, der sich an dem Abend als Volksschauspieler mit Saft und Kraft erweist. Kein Sympathieträger von vornherein, vielmehr ein übler Bursche, ein Raufbold und Trinker, der schamlos auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Und doch hat er die meisten Lacher für sich. Hier lebt sich ein echtes Wiener Gemüt mit penetranter Dreistigkeit aus. Eine große Schauspielerschar, darunter prächtige, bizarre Typen, macht sich um den Abend verdient. „Nur Ruhe!“ ist damit für das Nestroy-Repertoire gewonnen. Salzburger Nachrichten
 
Eine Fülle prägnanter Charaktere: Voran der Rochus Dickfell, die einstige Nestroy-Rolle, ein „Herr Karl“ von anno dazumal, verlogen, maulig, mies und solcherart sehr überzeugend von Wolfgang Hübsch gespielt.  Eine hochrangige Besetzung, neben Hübsch noch der wunderbare Toni Böhm, ein paar glänzende Damen (Cornelia Lippert, Gerti Drassl, Erika Mottl, Piroska Szekely), ein paar sehr gute Herren (Fritz Hammel, Christoph Zadra, Florian Teichtmeister). Neues Volksblatt
 
Wenn üble Spekulanten, Erbschleicher, Kinderentführer, ein unfähiger Neffe, eine reiche Witwe, korrupte Amtsschreiber ihren Geschäften nachgehen, dann hört sich die Gemütlichkeit auf. Sarkasmus pur schleicht durch die Aufführung. Hübsch als Nestroy-Spieler ist eine Entdeckung. Eine (Sonder)Klasse für sich ist die junge Gerti Drassl. Ein starkes Ensemble bietet sarkastische Unterhaltung mit Haltung. 

Öo. Nachrichten
 

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