Theater

Ein Klotz am Bein

 
Georges Feydeau

Premiere: 1. Dezember 2011
 
Bois d’ Enghien (Raphael von Bargen), liiert mit der Varieté-Sängerin Lucette (Sona MacDonald), muss seine Finanzen durch eine reiche, standesgemäße Heirat mit Vivane (Ruth Brauer-Kvam) sanieren. Bei dem Versuch, diesen Plan vor seiner Freundin Lucette möglichst lang geheim zu halten, verstrickt er sich in ein veritables Lügengespinst. Als die Wahrheit an den Tag kommt, gibt Lucette nicht auf und faßt einen Plan.

Michael Kreihsl hat an den Kammerspielen den beiden Glattauer-Dramatisierungen "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" zu unendlichem Erfolg verholfen. Nun nimmt er sich der Komödie "Ein Klotz am Bein" von Feydeau an. Sona MacDonald als Lucette will darin die Ehe ihres Liebhabers (Raphael von Bargen) verhindern.

Lucette: Ich muss dir sagen, dass ich dich liebe.
Bois d’Enghien: Oh nein! Davon hab ich endgültig genug! Haben Sie wirklich gedacht, dass das so einfach geht: Sie verhindern meine Ehe, Sie blamieren mich bis auf die Knochen, und dann kommen Sie daher und sagen einfach: „Ich liebe dich“ und ich lass mich von dir wieder an die Kette legen?
Lucette: An die Kette?
Bois d’Enghien: Ja! … Sie lieben mich? Gut. Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wurscht mir das ist! Bitte, der Beweis…die Tür steht offen, sperrangelweit – also bitte!
Lucette: Du jagst mich davon? Mich?
Bois d’Enghien: Jetzt nur keine Szene, ja? Es ist Schluss, aus, vorbei.
Lucette: Ach so ist das? Na schön. Ich warne dich, wenn du mich die Schwelle dieser Tür überschreiten lässt, siehst du mich nicht wieder.
Bois d’Enghien: Der Handel gilt!
Lucette: Gut. Überlege dir das gut!
Bois d’Enghien: (á part) Mein Gott, ist die ein Klotz am Bein!
 

Pressestimmen

[...] Schön ist auch das Finale, in dem Raphael von Bargen als Bois d'Enghien und Ruth Brauer-Kvam als seine Angedachte ein geheimes Stelldichein zum Musikduett machen. Den ganz großen Showauftritt hat dann Sona MacDonald als Lucette. So soll's sein.
(Kurier)

Eigentlich heißt das turbulente Stück "Un fil à la patte". Aber als "Klotz am Bein" hat die brillante Maßarbeit des Pariser Komödienmathematikers Popularität gewonnen. Dieses "Klotzes am Bein" nimmt sich Regisseur Michael Kreihsl in der Josefstadt an: Er hat dafür ein prominentes, höchst sympathisches Ensemble, in dem es an schrullig skurrilen Figuren nicht mangelt - von der exaltierten Tingeltangelchansonnière Lucette über den charmanten, ach so schönen Lover Fernand de Bois d'Enghien, der alle Weiber bis zur Braut betrügt, bis zum überl riechenden de Fontanet...
 
Kreihsl inszeniert im kargen Dreißigerjahre-Bühnenbild von Hugo Gretler genau, was Feydeau ausmacht. Vaudeville mit hohem Tempo: Tür auf, Tür zu! Wettläufe, bei denen durchgeknallte Typen aufeinander Jagd machen. Eine Welt kleinbürgerlicher Simultanten, Vortäuscher, Notlügner, in der jeder auf seine Art die angesagte Trauung des Schönlings mit der exentrischen Tochter der Baronin Duverger - eine Hochzeit aus reiner Liebe zum Geld - weitertreibt. Und im Mittelpunkt ein weiblicher Calafatti Lucette: verrückt, verliebt, berechnend, intrigant, eine flatternde Diva voll Sehnsucht nach Glück.

Sona MacDonald spielt Lucette: Sie trifft alle Züge des zauberhaft liderlichen Geschöpfs, zeigt Temperament, Extravaganz. Und zeigt am Schluss Feydeaus Hauch Melancholie. Raphael von Bargen ist jeder Zoll der attraktive, aber gejagte Liebhaber Fernand. So komödiantisch kennen wir ihn garnicht. Gertraud Jesserer eine elegische Schwiegermutter Duverger, Ruth Brauer-Kvam ihr schrilles Töchterchen Viviane. Über das kleine Monster von einem Dichterling Bouzin, Siegfried Walther, lacht man herzlich. Andre Pohl ist der ehrsame de Chenneviette, Therese Lohner die betuliche Gouvernante, Ljubiša Lupo Grujčić der "Stinker" de Fontanet, Toni Slama ein stramm liebestoller General. Das Publikum johlte vor Spaß, [...].
(Kronen Zeitung)